Dienstag, 22. März 2011

Laufkurort?

Am Samstag war Kaiserwetter, am Sonntag war Kaiserwetter, am Dienstag war Kaiserwetter. Am Montag war Inselwetter. Dafür mit schöner Brandung und Flut gegen viertel vor eins, so dass man am Nachmittag gefahrlos überall hingehen konnte - ohne fürchten zu müssen, dass einem die Flut den Weg abschneidet. Das ist übrigens eine der Neuerungen hier - früher hing in jedem Infoschaukasten ein Gezeitenkalender. Jetzt gibt es gerade mal am Rathaus noch einen. Wie gut, dass jeder sein Internet dabei hat und zum Beispiel hier nachsehen kann, wann genau das tägliche Kommen und Gehen stattfindet.

Nun, es war also Inselwetter, und eigentlich hatten wir gar keine Lust. Die Westbake stand mir so klar vor Augen, wollte und wollte aber nicht näher kommen. Da wir ja nun diesmal versehentlich im Ostdorf gelandet sind, musste ja erstmal das Kurhaus kommen. Und dann das Westbad. Und dann das Loogbad. Und dann der vordere Aufgang zum Hammersee. Eigentlich das höchste der Gefühle. Aber die Westbake ... Und der hintere Aufgang zum Hammersee ... hier ist auch der Strand erschreckend schmal; die Dünen haben eine Abbruchkante. Kein Wunder, schon bei normalen Verhältnissen reicht die Flut ja schon recht nah an den Dünensaum heran! Und dann war da ja noch der Dünenübergang zur Domäne Bill. Deren Betreiber sind immerhin so nett, in jeden Infoschaukasten einen Zettel zu hängen, dass wegen Renovierung bis Ostern geschlossen ist. Seeehr gut, denn wie frustrierend wäre es, hinzukommen und vor verschlossenen Türen zu stehen! So brauchen wir uns gar nicht vom Weg abbringen zu lassen, die Westbake ist schon ganz nah - und wenn man schon da ist, kann man ja auch noch bis zum Westende gehen, das sind ja nur noch 500 Meter ... oder so.

Bis hierher ans Inselende haben wir schon knapp drei Stunden gebraucht - und in meinen Stiefeln herrscht feucht-kühles Meeresklima. Zuviel Schwapp von der schönen Brandung ...

Wir machen auf dem Absatz kehrt (nein, herumgehen ist einfach zu öde) und sehen ein langes, gerades Stück Strand vor uns. Huch, jetzt den ganzen Weg zurück! Nach ca. fünfeinhalb Stunden sind wir wieder im Ort angekommen. Aber auf dem letzten Stück bescheren mir die nassen Socken noch Blasen, wie lästig.

Heute wollte ich daher ja am liebsten an windgeschützter Stelle draußen sitzen und die Seeluft genießen, aber Burkhard meinte, der Hammersee sei gerade richtig. Immerhin gehe ich gummistiefelfrei mit normalen Schuhen - es sieht alles recht trocken aus. Dann wird es wohl auch am Hammersee nicht so schlimm sein. Falls ich denn so weit kommen sollte.

Der Hammersee ... fast so weit wie die Westbake, gefühlt genau so weit. Und so war es auch, denn am Ende haben wir für den Weg rund um den Hammersee auch etwa fünf Stunden gebraucht. (Von unserer Wohnung aus natürlich.)  ;-))

Auf der Aussichtsdüne begegneten wir einem Jogger, der dem Weg auf der Südseite des Hammersees - so wunderbar verwunschen wie eh und je, heute vielleicht nicht so schnatermannmäßig wie sonst bei Regenwetter und feuchtem Boden - so gar nichts abgewinnen konnte. "Nichts zu sehen, und wenn man ankommen will ..." Ja, wo will der denn ankommen? Wo wäre der Weg mehr das Ziel als hier?? Zugegeben war die Nordseite heute spektakulärer, denn dank superblauem Himmel ("lanlan de tian", wie die Chinesen sagen) war die immer kleiner werdende Wasserfläche heute tiefblau. Burkhard meinte, darauf Haubentaucher auszumachen; auf jeden Fall waren auch reichlich Gänse anwesend, wie unschwer am Geschnatter zu erkennen war. Eine gut getarnte Fasanenhenne brach durchs Unterholz (ohne ihr Gepolter hätte man sie kaum entdecken können). An der Domäne Loog (die auch geschlossen hat) betrachteten die Pferde des Juister Reitvereins die Passanten.  Ich denke die ganze Zeit, die Eindrücke sollten mich zu Haiku-Dichtung inspirieren, aber keiner fliegt mich an.

Scheußlich aber war das Café Kiebitzeck im Loog. Auf dem Hinweg hatten wir jede Menge Hinweisschilder gesehen, und allerlei einladende Tafeln: "durchgehend geöffnet", "hier sind Sie am Ziel". Ich hatte mich schon auf einen schönen Ostfriesentee gefreut und wir sind extra auf dem Rückweg einen Umweg gegangen, um hier einzukehren - da steht vor der Eingangstür eine Tafel "heute Ruhetag". Wie gemein! Banausen! Und mit Teedurst und kleinem Groll ist der Weg vom Loog nach Juist-City ja soooo weit! Und die Teezeit war natürlich vorbei, als wir dort ankamen. Da half nur noch der Gang zum Inselbäcker Remmers, frisches Brot zum Abendessen kaufen. "Das hier ist ein reines Mischbrot", verkündete die Verkäuferin sibyllinisch.

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