Donnerstag, 31. Januar 2013

Dienstag, 29. Januar 2013: einmal Flughafen und zurück

Hm - trotz High-Tech-Blasenpflaster sind die Gummistiefel heute sicher nicht das Richtige. Jenseits des Flutsaums spazierengehen scheidet also heute aus, und so richtig kann man so eigentlich gar nicht zum Strand, denn es gibt jetzt eigentlich bei jedem Tidenstand Priele, die parallel zur Flutkante verlaufen und mit normalen Schuhen nicht durchquert werden können. Na gut - dann beschließen wir eben, zum Flughafen zu gehen. Da hat man wenigstens ein Ziel. Es dauert auch gar nicht mal so lange, bis wir ankommen. In der Wartehalle des "Terminals" säumen ausrangierte Flugzeugsitze (Economy) die Wände, die ansonsten durch zwei extrem großformatige Luftbilder von Juist in hoher Auflösung und kleinere Luftbilder der anderen ostfriesischen Inseln und von Helgoland ausgefüllt werden. Ich glaube übrigens, die Macher der Reihe "Zwielichtige Orte der Gegenwart" hätten das Juister Flughafengebäude explizit von ihren Bemerkungen ausgenommen - es erscheint auch fast eher wie ein übriggebliebener Ort der Vergangenheit, dafür gar nicht zwielichtig. Das Flughafenrestaurant wird erst im März wieder seine Türen öffnen; für Hungernde und Dürstende gibt es je einen Automaten, obwohl ich nicht sicher bin, ob der Kaffeeautomat wirklich in Betrieb ist … Auf der Wiese vor dem Gebäude sitzen Vögel in großer Zahl. Hm, das ist doch direkt neben den Start- und Landebahnen?! Dazu fällt mir gleich wieder so ein einschlägiger Gary-Larson-Cartoon ein, auf dem man einen Vogelreporter vor der Kulisse von rauchenden Trümmern eines Düsenflugzeugs berichten hört, dass, nach unbestätigten Berichten, es wohl Edwin Miller gewesen sei, den es in das Triebwerk gesogen hätte …

Nach gar nicht sehr langer Zeit landet einer der Nachmittagsflieger und spuckt ein Grüppchen gemischt-alter Mädels aus den östlichen Bundesländern aus, die hier ihren Urlaub antreten. Gute Gelegenheit - da nehmen wir gleich auch das Inseltaxi Nr. 2 und lassen uns diesmal ganz faul zurückkutschieren. Der Kutscher lacht sich kaputt, als wir auf die Frage "wohin?" kundtun, wir möchten ins Zentrum. Ich weiß ja nun nicht, was es da zu lachen gibt. Man könnte schließlich ins Ostdorf wollen, oder in die Siedlung, oder ins Loog, oder gar zu Domäne Bill. Aber er lässt uns dann am Kurplatz aussteigen. 10 Euro pro Person kosten die gut 20 Minuten Fahrt. Uns haben zwei freundliche karamellbraune Pferdchen gezogen, kräftig und mit blonden Mähnen und Schwänzen, und einem schwarzen Streifen in der Mitte der Mähne.

Uns plagt akute Faulheit - also gehen wir Ostfriesentee trinken (heute bei Baumann's am Kurplatz, denn dienstags hat das kleine Teehaus Ruhetag, und ja, ich kann ja auch nichts dafür, wenn die sich mit Apostroph schreiben), und danach reicht es auch nur noch für einen Mini-Rundgang in der Stadt. Mittlerweile ist ja (fast) alles weggetaut, und besonders kalt ist es nicht - aber richtig tolles Wetter haben wir ja nun auch nicht.

Dienstag, 29. Januar 2013

Montag, 28. Januar 2013: Schöne Grüße an die Füße

Na, das war ja wieder ein Wetterchen! Wir gehen bei schönem Sonnenschein los Richtung Westen. Irgendwie hatten wir neulich schon den Aufgang am Ende des Hammersees vermisst. Also nehmen wir diesmal den Dünendurchgang am Anfang des Sees. Die Durchgänge sind mit diesen seltsamen neonorangefarbenen Doppelkreuzen markiert, die ich nie richtig sehen kann: ich denke immer, die beiden Querbalken stünden senkrecht zum Mittelbalken, und sie sähen nur schräg aus, weil ich von der Seite schaue. Aber nein, sie sehen schräg aus, weil sie schräg sind! Einfach nur schauen ist gar nicht so einfach. Dauernd will einem das Gehirn etwas dazu erfinden!

Der See liegt sonnenbeglänzt da, von einer großen Gruppe Vögel behauptet Burkhard, dass sie nicht schwimmen … man weiß ja, dass der Hammersee flach und sowieso vom Verlanden bedroht ist - aber sooo flach? Ich kann's nicht glauben. - Sonnenbeglänzt ist auch eine für Kinder schon unerreichbar hohe Sitzbank, die dafür den Vorteil hat, dass man total entspannt nicht nur die Seele, sondern vor allem auch die Beine baumeln lassen kann. Ich kann mich kaum wieder losreißen, vor allem, weil mir die "Hacken" in den Gummistiefeln weh tun. Sollte ich mir dieselben sprichwörtlich abgelaufen haben? Es hilft aber nichts, erstens müssen wir ja sowieso zurück, und zweitens habe ich mir um vier Uhr einen Termin zur Fusspflege geben lassen, mit Bad und Massage - man gönnt sich ja sonst nichts, anderes Programm verpasse ich auch nicht, und es sollte den geschundenen Füßen ja gerade recht sein.

Am Ende des Sees kollern Birkhühner, aber vielleicht krähen auch bloß Fasane - oder wie heißt das bei denen? Das hilft aber nichts, denn der Durchgang zum Strand ist definitiv zu. Am See zurückgehen mag ich auch nicht. Hm. Schauen hilft manchmal, also erklimmen wir erst einmal die Aussichtsdüne. Aha! Vielleicht zwei-, dreihundert Meter weiter westlich gibt es jetzt einen alternativen Durchgang. Dann nehmen wir den. Der Strand ist hier jetzt wirklich erschreckend schmal. Aber dafür ist er genau so, wie er sein soll: heller, glatter Sand, ganz eben, schöne Brandung, Gischt, die in der winterlich tief stehenden Sonne des frühen Nachmittags weiß aufleuchtet, argwöhnische Möwen, die schon früh auffliegen, aber dann doch auch wieder schnell landen, auch ein paar von den kleinen "Wetzevögelchen", die immer eiligst an der Flutkante nach Nahrung picken.

Je weiter ich gehe, um so mehr schmerzen die Fersen … "mit letzter Fußkraft" schleppe ich mich am Kurhaus auf die Düne und nach Hause. Ah ja, zwei schöne große runde Blasen genau mittig hinten auf jeder Ferse - dann wollen wir mal sehen, ob der Fußpfleger auch Wunderheiler ist!

P.S.: Der Hammersee sei ganz zugefroren gewesen, höre ich vom Korrekturleser. Na, muss einem doch gesagt werden!!

Montag, 28. Januar 2013

Sonntag, 27. Januar 2013: Fauler Sonntag

Gemäß der Devise "Schlafen, lesen, atmen" haben wir heute zunächst einen Schwerpunkt auf die ersten beiden Tätigkeiten gelegt. Das Wetter war auch nicht gerade einladend: nicht große Flaute, sondern regennasse "Taute". Überall tropft und rieselt es, die Schneehaufen verwandeln sich in nassen Matsch, und grau ist es auch. Als wir uns nach vier Uhr doch noch ans Atmen machen, hat es endlich aufgehört zu regnen, dafür haben sich die Trottoirs in Seenplatten verwandelt. Unter Wolken schaut sogar noch eine schon deutlich ins Orangefarbene gehende Sonne hervor. Wir gehen ein bisschen auf den Deichen vor der Billstraße und am Hafen entlang spazieren. Der Wind pfeift ziemlich stark, was aber mehrere Gruppen von Gänsen nicht stört. Wie war das noch? Das ist hier deren warmes Winterquartier?

Am Hafendeich manifestieren zwei getrennte Schilder das Ende des Wattführermonopols der Familie Behring. Zu den Führungen von Heino oder Ino (ich spekuliere, dass letzterer von allen He-Ino! gerufen wird), Wattführern in zweiter/dritter Generation, trifft man sich am Schild mit den zwei Seepferdchen, wer unter Führung der Belegschaft des Nationalparkhauses die besondere Landschaft erkunden will, findet sich hundert Meter weiter am entsprechenden Schild ein. Ich muss mal wieder kommen, wenn es auch Führungen gibt - wär' ja interessant, die mal zu vergleichen. Aber Konkurrenz belebt ja allemal das Geschäft. Und Heino macht ja außerdem in Eis und FeWo. - Wir rätseln auch, wie viele Wattführer es in Deutschland überhaupt gibt. Immerhin gibt es dafür eine staatliche Prüfung!

Die Fahrrinne kann man übrigens vor lauter Eisschollen gar nicht sehen. Die grau übereinander getürmten Schollen sind zwar nicht so spitzig und dramatisch wie auf Caspar David Friedrichs Bildern, aber eindrucksvoll genug. Aber es dauert ja noch ein paar Tage, bevor uns das überhaupt kümmern muss.

Sonntag, 27. Januar 2013

Samstag, 26. Januar 2013: Die Flocken fallen

… nicht bloß wie von weit. Es ist ganz anders als Freitag, der Himmel hängt tief, und es ist wieder vergleichsweise dunkel draußen. So ist es schon viertel vor zwei, als wir vor die Tür treten. Es soll ein Spaziergang in den Dünen werden. Kaum sind wir um die erste Ecke, beginnt es zu schneien, und bis wir an dem Abzweig zum Dünenfriedhof sind, ist es schon ein rechtes Gestöber. Wir gehen ein Stück des Otto-Leege-Pfades, eines "ökologisch-künstlerischen Inselpfads", benannt nach dem Biologen, der von 1862 bis 1951 lebte und viele Jahre davon auf der Insel verbrachte. Das chinesische Bronzebecken ist noch da, aber Wasser zum Springen bringen kann man nicht - das hat sich zu einem aufgerissenen Eisbuckel zusammengefroren. Die Windharfe an der nächsten Station sorgt auch im Schneegestöber für leicht schräge Töne.

An der Wilhelmshöhe beschließen wir dann, doch an den Strand zu gehen. Der ist jetzt ganz getigert - und dass Juist einen "endlosen Strand aus wunderbar weißem Sand" hätte, ist ganz klar eine Erfindung der Werbefuzzis, denn der Sand sorgt für die dunklen Streifen im Tigerfell, und die kontrastieren recht deutlich mit den schneeweißen.

Nach zweieinhalb Stunden hört es auch schon fast wieder auf zu schneien - da hatten wir ja genau die richtige Zeit abgepasst.

Wir gönnen uns noch eine Einkehr im "Lütje Teehuus", wo es den echten Ostfriesentee vom polierten Stövchen gibt, mit Kluntje (der einzige Tee, den sogar ich mit Zucker trinke) und Wulkje. Wie sich das gehört. Gut, dass die da offenbar keine Betriebsferien machen - das wäre wirklich ein allzu herber Schlag. - Aber halt! Stimmt ja gar nicht, im Teehuus waren wir ja am blauen Tag, nicht nach dem Gestöber!

Der Gestöbertag war zugleich der mit der womöglich einzigen Abendveranstaltung unseres ganzen Urlaubs: Im Rahmen des Stipendiums "Tatort Töwerland" las Dr. Karsten Eichner (wenn ich mich recht an den Namen erinnere) im Hotel Atlantic aus seinen Werken. Von dem Stipendium können im Jahr vier bedürftige Schriftsteller je 14 Tage auf Juist logieren. Zum Arbeiten, versteht sich - Lotterleben ist nicht angesagt. Ob nun der gestrige Vorleser so bedürftig war, weiß ich nicht, aber sei's drum. Historiker, auch als Journalist für überregionale Zeitungen tätig, und jetzt Pressesprecher eines Versicherungskonzerns. Er hat schon ein Buch mit Sherlock Holmes' Wiesbadener Fällen veröffentlicht, ist er doch ein Sohn dieser Stadt, die früher mal als Weltkurstadt alles anlockte, was Rang und Namen hatte. Daraus wurde eine Geschichte zum Vortrag gebracht, in der Sherlock Holmes noch als Schüler Richard Wagner begegnete; außerdem "In the summer of sixty-nine", die Geschichte eines missratenen Anschlags auf Axel Springer. "Der Knast-Manager" spielt eher in der Gegenwart, und ganz frisch war das kriminalistische Juist-ABC entstanden. Nach gut einer Stunde war die durch ständig unterdrückten Hustenreiz angestrengte Stimme dankbar, dass es sich nun ausgelesen hatte. Die gut 20 Zuhörer, überwiegend Zuhörerinnen übrigens, spendeten freundlichen Applaus. Die männlichen Zuhörer waren entweder mitgeschleppt ;-)) oder irgendwie involviert, als Sponsor und/oder Veranstalter. Die einleitenden Worte hatte der Inselbuchhändler Thomas Koch gesprochen, von dem auch die Idee zu dem besagten Stipendium stammt. Der war von dem großen Zuspruch quasi überwältigt, wie er uns wissen ließ.

Samstag, 26. Januar 2013

Freitag, 25. Januar 2013: Großer blauer Himmel

So, heute gibt es ein selbstgemachtes Frühstück. Die Bäckereien haben zwar alle geschlossen, aber in den Supermärkten gibt es je eine Ecke mit recht akzeptablen "Bhagwan".

Nach der Dunkelheit gestern ist es strahlend hell, und wir haben den berühmten lanlan de tian, blau-blauen Himmel, wie die Chinesen sagen. Alles ist groß und weit. Wir gehen zwei Stunden am Strand nach Westen und dann zwei zurück, und außer dem Wetterchen gibt's nichts zu vermelden. Einige wenige Stücke Bernstein und viele Blumen auf dem Sand: Eisblumen. Daran kann ich mich trotz jahrelangen Juist-Fahrens auch nicht erinnern!

Ansonsten freue ich mich meiner neu erworbenen Skihose. Am Dienstag war ich nämlich noch rasch im Fachgeschäft für "Funktionsbekleidung". Na ja - die Bezeichnung passt ja grundsätzlich für jedes Bekleidungsgeschäft, denn welches Stück wäre ohne Funktion? Die Blöße bedecken, warmhalten, vor Nässe schützen, Menschen des anderen Geschlechts zwecks Paarung anlocken, dafür sorgen, dass die Hose nicht auf die Hacken rutscht - sind doch alles valide Funktionen, oder? Während ich also mit wenig Enthusiasmus die Damen-Funktionshosen anschaue (z.B. die Original-Goretex-Hose zum Preis von unwesentlichen 499,50 Euro - also ehrlich, da bekomm' ich akute Geizanfälle!), kommt eine ähnlich enthusiastische Bedienung und fragt mich, ob sie helfen kann. Ich sage also, ganz in meiner Welt gefangen, dass ich eine Hose suche, mit der ich zu dieser Jahreszeit am Strand bestehen könne, ich wisse zwar, dass dies nun eigentlich Skihosen wären, aber das wär' ja wohl egal … Sie sieht mich mit einem etwas verwirrten Blick an, der also wohl das spiegelt, was sie von mir denkt - und dann kann ich völlig ungestört rumgucken und anprobieren, denn Kundinnen, die wirres Zeug reden, werden offenbar nicht bedient. Vermutlich war das eine Verkäuferin, in deren Welt man für den Strand einen hippen Bikini braucht und einen extravaganten Strohhut. Derselbe Planet, getrennte Welten.

Freitag, 25. Januar 2013

Donnerstag, 24. Januar 2013: Es heißt Hundétüte!

Am Mittwochabend hatte ich schon Anfälle von endogener Heiterkeit bei der Lektüre des "Strandlooper", des Magazins für den gut informierten Juistbesucher. Die Chronik des Jahres 2012 verzeichnet bemerkenswerte Ereignisse wie "Die Juister Schülerin Sowieso gewinnt ein Fernglas", eine bittere zahnarztlose Periode (glücklicherweise beendet!) und diverse Streitfälle unter der Inselprominenz (sooo friedlich sind die Insulaner wohl nicht …), deren Existenz mich persönlich eigentlich weniger interessiert als die schließlich gefundene Lösung - leider geht es dem Chronisten genau andersherum.
Außer der Chronik gibt es allerhand Verhaltensregeln, damit das Chaos nicht überhandnimmt. Gästen muss man schon klare Vorgaben geben, sonst wird das nichts - immerhin hat Juist besondere Pläne, innerhalb der nächsten 20 Jahre die erste CO2-neutrale Gemeinde zu werden - oder irgendsowas in der Richtung. Insbesondere gilt es aber zunächst, die Hinterlassenschaften der - so scheint mir - eher geduldeten denn erwünschten vierbeinigen Freunde aus dem Straßen- und Wegebild zu verbannen. Einfach liegenlassen? Nein, wo denkt ihr hin?!! Dazu gibt es Hundetüten, die man an den Servicestellen und zahlreichen Hundetütenspendern kostenlos bekommen kann. Da soll man nicht den Hund hineinstecken, sondern bloß seinen Haufen.
Am Donnerstag kommen wir auf dem Weg zum Strand an einem solchen Hundetütenspender vorbei. Die Gäste sind hier aber auch offensichtlich zu dumm! Man sah sich nämlich genötigt, nachträglich eine Aufschrift anzubringen, dass benutzte Hundtüten nicht in die Dünen geworfen werden dürfen, sondern in einen Mülleimer gehören. Moment mal - benutzte WAS? Hundtüten? Eine Nummer wie bei Loriots berühmtem Scrabblespiel: Es heißt Hundétüte, Tante Mechthild, Hundétüte! Aber ich hab' nur ein E. Dann können Sie das eben nicht schreiben.

Unser Frühstück, am ersten Tag auswärts im Piratennest eingenommen, hält noch gut vor, als wir am frühen Nachmittag den Strand inspizieren gehen. Solche Eis- und Schneeformationen haben wir auch noch nicht erlebt, und es ist wirklich überraschend, wie wenig ich sie einschätzen kann. Was aussieht wie relativ weicher Matsch, entpuppt sich als hart und tragfähig, vermeintlich solide Eishaufen lassen einen wadentief einsinken. An einigen Stellen hat sich das Eis wie die kalte Variante von flüssiger Lava auf den Strand ergossen - so wie eben relativ viskose Flüssigkeiten erstarren. Die Eislandschaft sieht oft wie eine Landkarte aus, mit Schollenkontinenten und Inselgruppen. Ist das nicht Frankreich? Aber das Hexagon ist ganz losgelöst …

An anderen Stellen kann man die Schichtungen aus Schnee und Sand bewundern - ich denke, dass dieser Anblick Günter, den Juister Nougatmacher, zu seiner Schichtsüßigkeit inspiriert hat. Sein süßes Lädchen hat zwar Betriebsferien, aber man muss nicht verzagen: Vermutlich wurde er zu früheren Anlässen so oft in den Ferien herausgeklingelt, dass jetzt bei Schreib- und Rauchwaren Poppinga ein Nougat-Notdienst eingerichtet ist. Seufzer der Erleichterung! Den haben wir natürlich schon direkt in Anspruch genommen.

Insgesamt wirkt es sehr dunkel am Strand - die 10.000-Lux-Tageslichtlampe fühlt sich heller an. Aber sehenswert war es auf jeden Fall!

Donnerstag, 24. Januar 2013

Mittwoch, 23. Januar 2013: Ankommen auf Juist

Wir haben es wieder gewagt - und im Januar Urlaub auf Juist gebucht. Auf der verbindlichen Anmeldung hatte ich seinerzeit schon die Anfrage der Vermieterin nach der Anreise mit "Wenn das Wetter mitspielt, würden wir mit dem Schiff kommen" beantwortet. Während die Reederei Frisia jetzt in den Sommermonaten zwei Fahrten täglich anbietet, wenn das nur gerade mal so passt mit der Flut, gibt's im Januar da keine Auswahl. Am Mittwoch, 23. Januar, ist lt. Fahrplan um 17:30 Uhr Abfahrt.

Am Montag aber wird sogar im WDR verkündet, dass es keine Fährverbindung nach Juist gibt. O-ha. Die Webseite der Frisia spricht von extremem Niedrigwasser und starkem Ostwind. Die perfekte Kombination, um den Verkehr zum Erliegen zu bringen. Am Dienstagvormittag ruft die Vermieterin schon ganz fürsorglich an, ob sie uns auf einen Juist-Flug buchen soll (man vermietet nicht nur Ferienwohnungen, sondern betreibt auch ein Reisebüro) - aber ich hab' mir ja dieses Jahr die besonders gelassenen Bunten Bentheimer zum Vorbild genommen und entscheide mich fürs Abwarten. Die Zeit ist auf meiner Seite - Wetterlagen an der Küste ändern sich rasch, und schon ab Dienstagabend läuft der Verkehr wieder normal. Die BB-Strategie hat sich bewährt.

Wir fahren also gegen halb elf los, stundenlang nordwärts durch ein offenbar komplett eingeschneites Deutschland. Märchenworte werden eben jetzt im Brüder-Grimm-Jahr wieder geehrt und beachtet, sprach doch Frau Holle zur fleißigen Marie, dass sie nur tüchtig schütteln solle, denn die Erde brauche im Winter eine ordentliche Schneedecke, unter der sie sich ausruhen kann.

Ab etwa der Hälfte der Strecke ist der Himmel blau, die Sonne scheint, und es gibt Licht in Hülle und Fülle. Fast fehlt die Sonnenbrille! - Da die Straßenlage absolut problemlos ist, kommen wir schon gegen halb drei Uhr an. Das Sonnenlicht ist sensationell! Wir lungern auf der Molenbaustelle herum: der Bahnhof Norddeich-Mole wird ganz neu gemacht, weg mit dem charmanten 70er-Jahre-Plattenbau, her mit einem zeitgemäßen Terminal zur effizienten Abfertigung des Verkehrs von und nach Juist und Norderney. Nicht umsonst war eine der Folgen der kleinen Serie mit dem wunderbaren Titel "Zwielichtige Orte der Gegenwart", die es letztens in WDR5 zu hören gab, dem Terminal gewidmet.

Wir plaudern mit einem Spediteur, der uns die Vorzüge des Lebens hier im hohen Norden wärmstens ans Herz legt - eine seiner Spezialitäten sind Umzüge auf die Inseln. Würden ja ganz viele Leute machen, er selber sei auch aus südlicheren Gefilden hierher gezogen - und es sei doch toll hier. Aber nö, das ist nichts für mich, jedenfalls wenn man von Urlaub absieht.

Eine Stunde vor der Abfahrt öffnet der Fahrkartenschalter, und dann können wir auch sofort an Bord gehen - die Fähre liegt schon die ganze Zeit da. Bevor wir ablegen, haben wir unsere kombinierte Mittags- und Abendmahlzeit aus der Bordküche schon verzehrt. Ofenkartoffel mit Räucherlachs, Matjes und Norderneyer Seeluftschinken. Solange es kein Seehundschinken ist …

Das Meer ist wie kaltgewordene Hühnersuppe - die Weicheisschollen wirken wie festwerdende Fettaugen. Ich gehe später mal ans Oberdeck: das sieht stark aus, wie die Suchscheinwerfer zum Orten der Fahrrinnenmarkierung über diese bucklige Suppenoberfläche gleiten. Es fallen ein paar ganz magere Schneeflocken.

Die Fahrt ist mit 100 Minuten recht lang - man muss sich halt genau an die stark mäandernde Fahrrinne halten. Aber um viertel nach sieben Uhr stehen wir wieder einmal im Juister Hafen, sammeln unsere Koffer aus dem Container 29B ein (sehr übersichtlich: heute brauchten insgesamt nur drei Gepäckcontainer befördert zu werden) und eilen zu unserem Feriendomizil mitten in "Juist-City". Unsere Vermieterin nimmt uns in Empfang, dann machen wir noch einen kurzen Rundgang, um zu schauen, was geöffnet haben könnte, und schlafen dann bald den "Schlaf der Gerechten".