Wir haben es wieder gewagt - und im Januar Urlaub auf Juist gebucht. Auf der verbindlichen Anmeldung hatte ich seinerzeit schon die Anfrage der Vermieterin nach der Anreise mit "Wenn das Wetter mitspielt, würden wir mit dem Schiff kommen" beantwortet. Während die Reederei Frisia jetzt in den Sommermonaten zwei Fahrten täglich anbietet, wenn das nur gerade mal so passt mit der Flut, gibt's im Januar da keine Auswahl. Am Mittwoch, 23. Januar, ist lt. Fahrplan um 17:30 Uhr Abfahrt.
Am Montag aber wird sogar im WDR verkündet, dass es keine Fährverbindung nach Juist gibt. O-ha. Die Webseite der Frisia spricht von extremem Niedrigwasser und starkem Ostwind. Die perfekte Kombination, um den Verkehr zum Erliegen zu bringen. Am Dienstagvormittag ruft die Vermieterin schon ganz fürsorglich an, ob sie uns auf einen Juist-Flug buchen soll (man vermietet nicht nur Ferienwohnungen, sondern betreibt auch ein Reisebüro) - aber ich hab' mir ja dieses Jahr die besonders gelassenen Bunten Bentheimer zum Vorbild genommen und entscheide mich fürs Abwarten. Die Zeit ist auf meiner Seite - Wetterlagen an der Küste ändern sich rasch, und schon ab Dienstagabend läuft der Verkehr wieder normal. Die BB-Strategie hat sich bewährt.
Wir fahren also gegen halb elf los, stundenlang nordwärts durch ein offenbar komplett eingeschneites Deutschland. Märchenworte werden eben jetzt im Brüder-Grimm-Jahr wieder geehrt und beachtet, sprach doch Frau Holle zur fleißigen Marie, dass sie nur tüchtig schütteln solle, denn die Erde brauche im Winter eine ordentliche Schneedecke, unter der sie sich ausruhen kann.
Ab etwa der Hälfte der Strecke ist der Himmel blau, die Sonne scheint, und es gibt Licht in Hülle und Fülle. Fast fehlt die Sonnenbrille! - Da die Straßenlage absolut problemlos ist, kommen wir schon gegen halb drei Uhr an. Das Sonnenlicht ist sensationell! Wir lungern auf der Molenbaustelle herum: der Bahnhof Norddeich-Mole wird ganz neu gemacht, weg mit dem charmanten 70er-Jahre-Plattenbau, her mit einem zeitgemäßen Terminal zur effizienten Abfertigung des Verkehrs von und nach Juist und Norderney. Nicht umsonst war eine der Folgen der kleinen Serie mit dem wunderbaren Titel "Zwielichtige Orte der Gegenwart", die es letztens in WDR5 zu hören gab, dem Terminal gewidmet.
Wir plaudern mit einem Spediteur, der uns die Vorzüge des Lebens hier im hohen Norden wärmstens ans Herz legt - eine seiner Spezialitäten sind Umzüge auf die Inseln. Würden ja ganz viele Leute machen, er selber sei auch aus südlicheren Gefilden hierher gezogen - und es sei doch toll hier. Aber nö, das ist nichts für mich, jedenfalls wenn man von Urlaub absieht.
Eine Stunde vor der Abfahrt öffnet der Fahrkartenschalter, und dann können wir auch sofort an Bord gehen - die Fähre liegt schon die ganze Zeit da. Bevor wir ablegen, haben wir unsere kombinierte Mittags- und Abendmahlzeit aus der Bordküche schon verzehrt. Ofenkartoffel mit Räucherlachs, Matjes und Norderneyer Seeluftschinken. Solange es kein Seehundschinken ist …
Das Meer ist wie kaltgewordene Hühnersuppe - die Weicheisschollen wirken wie festwerdende Fettaugen. Ich gehe später mal ans Oberdeck: das sieht stark aus, wie die Suchscheinwerfer zum Orten der Fahrrinnenmarkierung über diese bucklige Suppenoberfläche gleiten. Es fallen ein paar ganz magere Schneeflocken.
Die Fahrt ist mit 100 Minuten recht lang - man muss sich halt genau an die stark mäandernde Fahrrinne halten. Aber um viertel nach sieben Uhr stehen wir wieder einmal im Juister Hafen, sammeln unsere Koffer aus dem Container 29B ein (sehr übersichtlich: heute brauchten insgesamt nur drei Gepäckcontainer befördert zu werden) und eilen zu unserem Feriendomizil mitten in "Juist-City". Unsere Vermieterin nimmt uns in Empfang, dann machen wir noch einen kurzen Rundgang, um zu schauen, was geöffnet haben könnte, und schlafen dann bald den "Schlaf der Gerechten".
Donnerstag, 24. Januar 2013
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