Samstag, 31. Juli 2010

Enthüllungen

Gestern war es so weit, die große Enthüllung stand bevor! Das neue Auto sollte übergeben werden, eine "lotosblaue" A-Klasse ... weil es ja auch blauen Lotos gibt und weil der dann total dunkelblau ist. Zuerst habe ich aber mal den Mietwagen abgegeben, an dem ich ja jetzt schon die Start-Stop-Automatik kennengelernt hatte. Gar nicht so übel, vor allem hier im Stadtverkehr. Der nette junge Mann von Sixt hat sogar noch einen unserer Spezialschlüsselringe im Auto gefunden und mir den extra nachgetragen, super! Die Dame an der Mercedes-Information war hingegen eine absolute Fehlbesetzung. Dafür war der für die Übergabe zuständige Herr wiederum sehr freundlich und geduldig. Er hat sich auch gefreut, dass er mal was Anderes zu übergeben hatte: Die Autos seien zu 40% schwarz und zu weiteren 40% silberfarben; die restlichen 20% verteilen sich dann auf die übrige Farbpalette, wusste er zu berichten. Na, dann kann ich meine wenigstens ein bisschen leichter finden in der Menge. Zuvor hatte der Herr uns nach hinten in die Halle geführt, wo unter einem mittelblauen Fallschirmseidentuch uns schon erwartungsvoll ein Licht anleuchtete. Und dann wurde, allerdings ohne Tusch, die blaue Aioli enthüllt. (Ja, so hab' ich sie getauft, und so heißt auch das traditionelle Autoschweinchen, das ich gleich heute erworben habe - schlimm genug, dass es gestern noch nicht dabei war!! Die Vorgängerinnen, Zita-Walli und AnniKa, eine für jedes Auto, sitzen jetzt noch im Container.)

Dann hat er uns noch alles schön und mit Geduld trotz aller Zwischenfragen erklärt, auch den Geschwindigkeitsbeschränker und den Tempomaten (ah! endlich wieder ein Tempomat, das ist sicher gut!), den Multimediaanschluss oder wie das Ding heißt, die Sprachsteuerung fürs Navisystem und auch die selbstlenkende Einparkhilfe - das muss ich dann mal in Ruhe ausprobieren. Wenigstens waren noch blaue Schutzfolienstreifen auf den Metallleisten im Boden im Türbereich, sonst war alles Verpackungsmaterial schon entfernt. Ich konnte mir ja nicht verkneifen, das spaßeshalber zu bemängeln - und das Gesicht war auch sehenswert. Habe natürlich dann erklärt, dass es in China sehr üblich ist, die Verpackungen der Einzelteile aus der Produktion nicht zu entfernen.  ;-))

Heute musste ich mir dann nur noch zwei CDs kaufen, damit ich ein bisschen Musik habe, und rippe jetzt gerade die zweite - hatte ja bei einem Missgeschick noch in Shanghai meinen mp3-Player komplett gelöscht, so dass ich seither nur Podcasts und keine Musik mehr drauf habe ... schließlich will ich die Multimediaschnittstelle gleich am Montag in Betrieb nehmen!

Dienstag, 27. Juli 2010

42

Am Samstag waren wir in Oberhausen. Da ist es Bestandteil des Sommerprogramms, sogenannte Vollmondnächte am Gasometer zu organisieren, wobei man auch wohl fünfe gerade sein lässt und den tatsächlichen Vollmondtermin mit den Erfordernissen der arbeitenden Bevölkerung großzügig in Einklang bringt. War der Mond doch erst heute um 3:36 Uhr so richtig voll und rund. Aber egal - genau betrachtet sind diese Nächte wohl nur eine Art Vorwand, den Gasometer ausnahmsweise abends geöffnet zu lassen, so dass man den Ausblick über das Ruhrgebiet auch mal im Sommer im Dunkeln genießen kann. Dazu gibt es - sogar total umsonst oder doch jedenfalls gratis, denn wir mussten nur den regulären Eintrittspreis bezahlen - ein Extra-Programm, in diesem Monat bestehend aus der vollen Dröhnung "Per Anhalter durch die Galaxis" in der alten BBC-Fernsehserienversion mit sechs Folgen à 30 Minuten und drei Runden Lasershow mit elektronischer Musik à 45 Minuten. Mir ist jetzt aufgefallen, dass die berühmte Antwort auf die große Frage nach dem Sinn des Lebens, des Universums und allem sich in Binärschreibweise so hüsch 101010 liest, nämlich 1*32 + 0*16 + 1*8 + 0*4 + 1*2. Na sowas!

Außerdem konnte man sich natürlich weiterhin die Ausstellung Sternstunden (siehe auch hier) ansehen und dem Gasometer aufs Dach steigen - wegen frostiger Kälte (ca. 13°C, nach den heißen Sommertagen ist das wirklich furchtbar kalt) hielt sich das Genießen der Aussicht aber ein bisschen in Grenzen - ich hab' vor allem gefroren da oben! Das kalte weiße Vollmondlicht in der Dämmerung hat dagegen auch nicht geholfen. Da war die Lasershow unter dem größten Mond auf Erden schon besser. Mir hat sie gut gefallen, aber den meisten Zuschauern waren 45 Minuten nicht abwechslungsreich genug. Immer nur Musik und Laserfächer!

Jedenfalls war es insgesamt sehr kurzweilig, und die sechs Stunden bis Mitternacht waren flugs um. Um kurz vor eins waren wir dann wohlbehalten wieder "zu Hause".

Sonntag, 11. Juli 2010

Köbes

Die Köbesse sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Als ich am Freitagabend eine Kollegin zum Dom-Hotel begleitet hatte, ging ich am Brauhaus Früh vorbei heim. Das ist ja fast ein Wohlfühlort für Chinesen: laut und voll und heiß (oder lag letzteres am Wetter?), also richtig rènao. Da stehen und sitzen die Leute alle herum und werden halt von den Köbessen bedient - falscher Ausdruck eigentlich, also: bekommen halt von den Köbessen Kölsch vorgesetzt. Aber diesmal war da auch noch ein ganz unversorgtes Grüppchen, und da rief der Köbes doch zu denen 'rüber: "Entschuldigung, ich komme gleich zu ihnen." Nicht zu fassen.

Mittwoch, 7. Juli 2010

Sutra

Klingt asiatisch, ist es auch ... ein bisschen jedenfalls. Sutra - so lautet der Titel des viel gepriesenen Tanzstücks von einem gewissen Sidi Larbi Cherkaoui, seines Zeichens ein flämisch-marokkanischer Choreograph. Es gibt bergeweise Rezensionen und auch einige Videos zu googeln, aber Künstlers Kommentare habe ich nicht wirklich gefunden. Und auch keine Info darüber, welchen Text die Tänzer an einer Stelle aufsagen. Ein Stück Sutra?

Am ehesten gab es noch mit Cherkaouis Tagebuchauszügen (hier auf Englisch) Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Werks. Aber egal, schauen kann man ja auch ohne Kommentare, und das haben wir dann gestern auch getan. Das Stück gastiert für zwei Tage im Kölner Opernhaus, also just um die Ecke (genial!). Siebzehn Mönche aus dem Shaolin-Tempel als Tänzer auf allen möglichen westlichen Bühnen, und jetzt eben hier in Köln. Mir kam es nicht so fernöstlich vor wie manchen Rezensenten. Die Musik von einem Herrn Szymon Brzóska war in meinen Ohren kein bisschen chinesisch. Davon abgesehen war das Stück mit elementaren Mitteln, nämlich mannshohen Holzkisten, ziemlich bildgewaltig. Wenn man mich fragte, würde ich es empfehlen.

Sonntag, 4. Juli 2010

Christopher Street Day

Ja, wie sollte es anders sein - in den letzten beiden Jahren war es so, da ist es halt diesmal auch so: Wenn ich nach Deutschland und nach Köln komme, ist da Christopher Street Day (CSD). Bisher habe ich ja immer nur die schrägen Gestalten bewundert, die schon am Samstag vor dem Sonntag die Innenstadt bevölkerten (siehe zum Beispiel hier (2008) oder hier (2009)). Aber wenn man jetzt mittendrin wohnt, liegt es ja nahe, auch mal zum sommerlichen Karnevalsumzug zu gehen. Es ist nämlich irgendwie nichts Anderes, nur dass statt Kamelle Kondome fliegen. Und rote Schleifchen der Aidshilfe, jede Menge Aufkleber, Gummibärchen, Kölnisch Wasser und ich weiß nicht was noch. Und alle möglichen Organisationen sind dann auch mit einem Wagen dabei, auch solche, bei denen man nicht zuerst an sexuelle Orientierung denken würde. Alle Parteien mitsamt Jugendorganisationen zum Beispiel, oder diverse Fußballvereine. Oder, oder, oder. Frau Roth von den Grünen war auch persönlich dabei auf dem Wagen. Der CSD ist übrigens nur ein Bestandteil eines größeren Events namens ColognePride, und das Motto hieß dieses Jahr denn auch "Stolz bewegt." 

Nach anderthalb Stunden mit diversen Wagen und jeder Menge schrillen Fußvolks war ich absolut mürbe wegen der Lautstärke. Jaja, ich werd' wohl alt, aber es ist echt unerträglich. Ich habe keine Ahnung, wie das die zahlreichen "Wagenengel" aushalten, gewissermaßen Ordner, die neben den Wagen hergehen und aufpassen, dass keiner unter die riesigen Räder kommt. Ich hatte ja wenigstens noch gelegentlich kleine Pausen mit reduziertem Lärm zwischen zwei Wagen, aber wenn man die ganze Zeit direkt daneben steht ... ich vermute, dass am Ende eines solchen Tages die Gruppe "Lila und rosa Gehörlose" nennenswerten Zulauf erhält, die natürlich auch mit einem eigenen und erfrischend stillen Wagen dabei war.

Revolution now!

So der Titel des Stücks, das wir gestern im Schauspielhaus Köln - genial! auch in der besagten "fußläufigen" Entfernung! - gesehen haben. Mehr darüber im Spielplan. Nicht genial, aber recht unterhaltsam, mit einem Kontrast von und mit Interaktion zwischen drinnen und draußen, nämlich im Schauspielhaus und davor. Mittels Videoübertragung. Da sollte dann eine der Akteurinnen "das Volk" finden und zur Revolution aufrufen, was gestern eher in eine Realsatire umkippte. Das Volk Ute ließ sich dann doch nicht zum Bleiben animieren, so dass schließlich Volk Helmut, in geräumiger Hose und mit blütenweißem Unterhemd auf gebräunter costaricanischer Haut, das Rennen machte. Nach seinen Änderungswünschen befragt, fokussierte es vorwiegend auf Party!

Ich habe mich aber doch gefragt, ob die Schauspieler nicht den meisten Spass mit dem Stück haben ... vor allem, weil es bei jeder Vorstellung wirklich immer anders ausgeht und man sich spontan auf das jeweilige "Volk" einstellen muss. (Jede Wette übrigens, dass das Stück in China ganz anders laufen würde. Wenn da schon mal einer auf einer öffentlichen Straße vor einem Fernseher stehen bleibt, würde es keine zwei Minuten dauern, dann wäre schon ein ganzer Pulk von Neugierigen da und würde mit in den Kasten glotzen. Klar, Gruß aus Kalau: in einer Volksrepublik kann man viel einfacher Volk finden!)

Aber auch drinnen in den Zuschauerreihen konnte man gestern mitmachen. Zuerst von den billigen Plätzen auf die teuren vorrücken, damit die Reihen nicht allzu leer aussähen (mitten im Sommer und an einem Abend mit WM-Viertelfinale war der Andrang nicht gerade überwältigend), dann ging eine Flasche Wodka rum, dann durften-mussten-sollten einige Auserwählte aus den ersten Reihen auf der E-Gitarre spielen, und zum Schluss gab's nochmal Wodka für alle, diesmal immerhin aus individuellen Gläsern. Und das alles für nur 22 Euro auf den teuersten Plätzen!

Samstag, 3. Juli 2010

Neu in Köln, oder: sie hat es wirklich gefragt!

Wir sind ja jetzt Neubürger in Köln, zumindest für die nächsten ca. 6 Wochen (und dann hoffentlich recht bald wieder), und wohnen wunderbar zentral. Und trotzdem überraschend ruhig, mit Vogelgezwitscher vor Tür und Fenster. Nicht zu fassen! Und alles, was man braucht, in "fußläufiger" Entfernung. (Dieses Wort hab' ich ja schon immer geliebt.)

Bei dem Unwetter heute Nachmittag haben aber die 100 Meter von der Rückseite des Blocks zum Eingang gereicht, um uns bis auf die Haut zu durchnässen ... das war gegen viertel vor vier, als die Strassen dann nicht nur leergefegt, sondern auch leergewaschen waren, vom unmittelbar bevorstehenden Viertelfinalspiel der Fußball-Weltmeisterschaft und vom Wolkenbruch. Wir hatten uns gerade in einem Antiquariat ein Mineralienbuch mit kolorierten Tafeln angesehen, aber der Preis von 580 Euro ließ uns doch den Atem stocken. Mag ja sein, dass es so viel wert ist - uns war es nicht so viel wert. Aber dann waren wir im Laden quasi festgenagelt wegen des Wolkenbruchs. Das Dumme war nur, dass der verkrachte Student (so einen Eindruck machte er jedenfalls), der da heute den "Ladenhüter" abgab, den Laden früher schließen wollte, um irgendwo in einer Kneipe zum "Public Viewing" zu gehen. Und da habe ich es wirklich gefragt: Wer spielt denn? Burkhard konnte es kaum fassen ... ;-))

In diesem Sinne herzlich willkommen zum neuen Jahr des Schweins - bei mir ist ja zum Glück immer Jahr des Schweins.