Freitag, 28. Juni 2013

Mittwoch, 26. Juni 2013: Kleiner Grenzverkehr, Teil 1 (linksrheinisch)

Am Morgen besuchen wir Neuf-Brisach, das vermutlich aus der Luft am schönsten aussieht. Die Gebäude sind alle flach, die Parkplätze sind alle leer (na gut: nicht alle, aber viele), und viel Publikumsverkehr ist auch nicht zu erkennen. Am ehesten noch Radwanderer - hier im Rheintal ist es ja auch schön flach. Wie die Gebäude eben. - Wir folgen den blauen Fußstapfen auf dem Boden und lesen brav alle Infotafeln, die das Fremdenverkehrsamt aufgestellt hat.

Das Besondere an Neu-Breisach ist, dass es nach Plänen von Vauban innerhalb von vier Jahren (1699-1703) auf der vielzitierten grünen Wiese aufgebaut wurde, was einerseits die Sicherheitsbedürfnisse des französischen Königreichs befriedigte, nachdem die Festung von Breisach an die Habsburger gefallen war, und andererseits dem vielbeschäftigten Festungsbaumeister einmal die Gelegenheit gab, ein Musterstück der damals zeitgemäßen Verteidigungstechnik zu produzieren, ohne auf widrige geologische Gegebenheiten Rücksicht nehmen zu müssen. Knapp 170 Jahre später hat das allerdings gar nichts mehr geholfen: im Krieg von 1870/71 fiel die Stadt sehr schnell nach verheerendem Granatenbeschuss in den ersten Tagen an die Deutschen.

Nichtsdestotrotz ist Neuf-Brisach zusammen mit 12 anderen ausgewählten Festungsbauten aus der weit zahlreicheren Werkeliste von Vauban auf der Weltkulturerbeliste gelandet - so richtig merkt man das vor Ort aber nicht. Wir haben die grasbewachsenen Gräben zwischen den Schanzenanlagen fast für uns allein. Auf den Wällen wachsen bunte Wildkräuter, wovon auch ein Ziegenhalter profitiert und seine Tiere dort weiden lässt. Ich habe sie spontan "Basset-Ziegen" genannt, weil sie, von den Hörnern mal abgesehen, ganz so aussehen wie die schlappohrigen Hunde. Viel weiß, ein bisschen braun, lange, runde Schlappohren. Ich sprang nur über Stöckelein und fraß kein einzig Blättelein, mäh, mäh! Laut Google-Bildersuche müssten das Burenziegen sein. - Da es meistenteils ein bisschen sonnig war, war das ein sehr netter Spaziergang. Zum Abschluss suchen wir noch den örtlichen Salon de thé auf, der auch nicht gerade wegen Überfüllung geschlossen hat, und brechen dann Richtung Grenze auf.

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