Freitag, 1. Juni 2012

Donnerstag, 31. Mai 2012: Rouen für Fortgeschrittene

Musée des Beaux-Arts. Man hat Geld für die Kunst und stellt das (zusammen mit einigen erstklassigen Werken) mit dem diskreten Charme der Bildungsbourgeoisie aus, nicht ohne den Bestand des Hauses an einigen Ecken in einen vorsichtigen Dialog mit zeitgenössischen Künstlern und ihren Ideen treten zu lassen - merke: nicht alles, was wie ein Schatten aussieht, ist auch einer.

Musée de la Ferronnerie. Eines der Museen, die man vielleicht nicht unbedingt wegen ihrer Sammlung (die aber auch interessant und teilweise sogar lehrreich ist) besucht, sondern als Gesamtkunstwerk: der "Himmel" einer säkularisierten gotischen Kirche hängt voller schmiedeeiserner Kunststücke, und was nicht groß genug ist zum Aufhängen - wie etwa Schlüssel-Meisterstücke -, wird im Erdgeschoß und im ersten Stock der Seitenschiffe in Vitrinen präsentiert.

Ste-Jeanne d'Arc. Ein genialer Kirchenneubau des baskischen Architekten Arretxe (?) aus dem Jahre 1979, bei dem man nicht weiß, was man höher schätzen möchte: den kühn geschwungenen Raum oder die Fenster aus der zerstörten Kirche St-Vincent, die höchst innovativ eins neben dem anderen die ganze Breite der nach Norden ausgerichteten Fensterfront einnehmen und trotz ihrer etwa 500jährigen Vergangenheit in allergrößter Farbfrische und -kraft erstrahlen.

Gros Horloge. Eine Kombi-Visite verschafft Überblick über die Stadt von der Aussichtsplattform des Glockenturms und Einblick in die astronomische Uhr von 1389 (!) mit einem heute verschollenen Mechanismus zum Bewegen der Zeiger auf dem Zifferblatt, das sich auf dem Torbogen neben dem Turm befindet, während das Uhrwerk gleich neben der Plattform unter dem Turmdach zu bewundern ist.

An der Seine. Fest vertäut liegt ein Flusskreuzfahrtschiff gleich unterhalb der Altstadt; wir promenieren bis zum alten Tidenschreibertürmchen ('marégraphe'), um das herum jetzt eins der überall auf der Welt gleichen Dockwiederbelebungsviertel entsteht, während die "richtigen" Schiffsabfertigungsanlagen aus Größengründen erst ein Stück weiter flussabwärts dafür sorgen, dass Rouen, obgleich gefühlt sehr im Landesinneren gelegen, immer noch der fünftgrößte Hafen Frankreichs ist.

La Couronne. Das ist schon was: das älteste Gasthaus Frankreichs von 1345, wo vielleicht die für Johanna zuständigen Folterknechte noch schnell was zu essen bestellt haben, als sich die Sache hinzog - jedenfalls prangt ein frisch-freches Foto der Nationalgöre auf der Speisekarte, von der man alles bestellen konnte, bloß nicht die größte Spezialität des Hauses.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen