Sonntag, 10. Juni 2012

Freitag, 8. Juni 2012: Alles Käse

Deauville. Deauville ist das ungleiche Pendant zu Trouville am linken Ufer der Touques: nichts Bodenständiges beschwert die Schickeria-Sommerfrische mit Markenboutiquen, Kasinoeleganz und Starrummel sogar an den (Strand-)Brettern, die hier ganz sicher die Welt bedeuten - allerdings ist der Jahrmarkt der Eitelkeiten noch nicht eröffnet, so dass ein Fototermin zum Thema "in den 1950ern elegant am Strand" mit Hut und Handtäschchen im Liegestuhl zwischen zusammengeklappten Sonnenschirmen - Gänsehaut inbegriffen! - die größte Attraktion darstellt.

Pont-l'Évêque. Kontrastprogramm zum Edelschmalz: das Dorf mit dem berühmten Namen eines viereckigen Weichkäses hat so gar nichts zu bieten - am sehenswertesten sind noch die hängenden Schlusssteine in den Gewölben der im Krieg stark zerstörten Kirche St-Michel.

Lisieux. Wenn der Name Theresienstadt noch nicht oder wenigstens an einen weniger furchtbaren Ort vergeben wäre, wäre es der richtige für Frankreichs zweitwichtigsten Pilgerort - hier dreht sich alles, was sich überhaupt dreht, um das fromme Mädchen, das die Schwindsucht 1897 im Alter von nur 24 Jahren dahingerafft hat; insgesamt wirkt die Stadt aber gleichgültig-alltäglich: kein Vergleich mit Lourdes.

Livarot. Nur wenige Kilometer südlich der "Bischofsbrücke" liegt die Heimat der nächsten "Käse-Ikone", des runden Weichkäses Livarot mit der etwas rötlichen Rinde; die Firma E. Graindorge, die in industriellem Maßstab alle vier AOC-Käse* der Normandie herstellt, lässt sich in einem ganz gut gemachten Parcours in die Milchbottiche und Reifungshallen schauen.
*Außer Livarot und Pont-l'Evêque sind das noch Neufchâtel und natürlich (come on, Bert!) Camembert - das AOC-Siegel dürfen aber nur die Käse tragen, die aus Rohmilch gemacht sind.

Vimoutiers. Camembert schaffen wir heute nicht mehr, und es ist auch ein solches Nest, dass wir im nächstgrößeren Kuhdorf (im wahrsten Sinne des Wortes: den Platz vor dem Rathaus ziert ein bronzenes Rindvieh) unterkommen müssen und noch ein wenig Dorfleben schnuppern können - dafür, dass 1944 in einer Stunde 29 Tonnen Bomben alles in Schutt und Asche gelegt haben, wirkt es noch relativ nett: eine amerikanische Pilotenvereinigung hat später den Wiederaufbau unterstützt.

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