Camembert - der Ort. Drei Häuser, eine Kirche mit Kirchhof, ein Rathaus, das feingemachte Fachwerk-Anwesen, in dem Marie Harel einen flüchtigen Mönch versteckt und später dessen Käsegeheimnis zur Basis einer Erfolgsgeschichte verfeinert hat, und ein Museum sowie eine 'maison du Camembert' - da kann sich Pont-l'Evêque ein Tortenstück von abschneiden.
Camembert - das weltweit bekannte Markenprodukt. Von einem Bauernmädchen "erfunden", Napoleon schmackhaft gemacht (1. Streich), mit der neuen Zugverbindung nach Paris geliefert, bunte Etiketten als Mittel der Kundenkommunikation erfunden (2. Streich - damals gab es angeblich außer Erbauungsbildchen noch keine farbig bedruckten Papiere in Privathaushalten), im 1. Weltkrieg jede Woche eine Tagesproduktion für die französischen Soldaten gespendet (3. Streich), Produktion industrialisiert, weltweiten Vertrieb aufgebaut, durch den Einsatz von pasteurisierter Milch den Käse standardisiert und so auf Massengeschmack und Vertrieb im Supermarkt-Kühlregal ausgerichtet (4. Streich) und dann trotzdem noch eine AOC-Variante kreiert: so macht man das. Von wegen Bauernhof-Idylle!
St-Pierre-sur-Dives. Heute ein Nest, hat St-Pierre-sur-Dives eine lange Geschichte, von der eine große Abteikirche, ein Kreuzgangflügel und ein Kapitelsaal zeugen - noch faszinierender ist aber die große geschlossene Markthalle (85 m lang) aus dem 11. Jahrhundert, in der also seit fast 1000 Jahren Markt abgehalten wird.
Gartenführung. Eine Tür- und Augenöffnungssonderführung durch private (Winter-)Gärten bringt uns ein Handwerk nahe, das ich bisher immer eher abfällig betrachtet habe: das des "rocailleur" oder "cimentier", der aus Drahtgerüsten und Zement die schönsten Felslandschaften und Baumstämme kreiert - die Italiener sollen hierin besonders bewandert gewesen sein, und die Chinesen mit ihrer Vorliebe für bizarre Steinformationen auch im Gartenformat hätten sie bestimmt um die Ergebnisse ihrer Arbeit beneidet.
Hausbesichtigung. Einer der Gartenbesitzer lädt die 8 Teilnehmer der Führung auch noch ins Haus ein - da ist das Dilemma: was tun mit einem schönen großbürgerlichen Haus vom Ende des 19. Jhdts., wenn man weder im Museum leben will noch restaurieren oder neu gestalten kann? Warten, bis der aufwendig geschnitzte hölzerne Kamin, die Wandvertäfelungen, die famose Stuckdecke verfallen?
Caen. Am späten Nachmittag machen wir einen ersten Orientierungsgang in Caen - sieht vielversprechend aus, mit interessanten Kirchen und einer großen Festungsanlage mitten in der Stadt, ein Zentrum geistlicher und weltlicher Macht, heute von einer pinkfarbenen Welle durchschwappt, denn es findet offenbar eine Art "WeiberVolksLauf" statt.
Montag, 11. Juni 2012
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